LESSONS LEARNED

Positive Wirkungen – Im Großen wie im Kleinen

Die Rahmenbedingungen für die Durchführung des Projektes für die Gesundheit für Kleinbauern im Süden Malawis waren nicht einfach. Corona-Epidemie, zwei Tropenstürme und die Auswirkungen des Ukraine Kriegs haben im wahrsten Sinne des Wortes ihre Spuren hinterlassen. 

Und dennoch ist es dank des großen Engagements unserer lokalen Partnerorganisation „Center for Community Organisation and Development (CCODE) gelungen, zahlreiche positive Wirkungen sowohl im Kleinen als auch im Großen zu erzielen. 

Das Projekt, das neben der Gesundheit auch die Verbesserung der Einkommenssituation von besonders armen Kleinbauern und ihren Familien in den Distrikten Blantyre und Mulanje zum Ziel hatte, lief drei Jahre von 2019 bis 2022 und wurde durch Mittel des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zu 75 Prozent kofinanziert. 

 

Welche Wirkungen konnten nun mit dem Projekt erreicht werden? Konnten die Baumaßnahmen, etwa der Bau von 700 Trockentrenntoiletten, 56 Schultoiletten und einem Abfallverwertungszentrum, wie geplant umgesetzt werden? Was bedeuten diese Maßnahmen für die Menschen? Welche Akteure spielten bei der Projektumsetzung eine wichtige Rolle? Und haben auch die durchgeführten Kampagnen zur Hygieneaufklärung sowie die verschiedenen Lobby & Advocacy-Aktivitäten etwas bewirken können? 

 

Um dies zu ermitteln, hat die DESWOS nach Abschluss des Projektes eine Evaluierung durch einen externen Gutachter durchführen lassen – mit auch für die DESWOS zum Teil überraschenden Erkenntnissen. Einige davon zeigen wir in diesem Beitrag auf und ergänzen weitere wichtige Erkenntnisse in unserer nächsten Ausgabe.

Vielfältige Wirkungen:

Trockentrenntoiletten und Hygieneaufklärung

Viele Menschen in Malawi haben keinen Zugang zu einer angemessenen Sanitärversorgung. Auf dem Land wie auch in der Stadt nutzen sie nur einfache Grubenlatrinen, oder falls auch diese nicht zur Verfügung stehen, das „offene Feld“, um ihre Notdurft zu verrichten. Grubenlatrinen haben jedoch eine Reihe von Nachteilen. Keime gelangen leicht in das Grund- und damit in das Trinkwasser. Wasserbürtige Krankheiten können sich daraus leichter verbreiten. Grubenlatrinen sind außerdem instabil und brechen bei Starkregen leicht zusammen. Sie müssen somit regelmäßig neu gebaut werden. Dafür wird Platz benötigt, den viele nicht haben. Außerdem bieten Grubenlatrinen oder der Gang „auf´s Feld“ wenig Intimsphäre. Aber auch wichtige Hygieneregeln sind vielen Menschen nicht ausreichend bekannt, wie etwa die Bedeutung des Händewaschens mit Seife vor dem Essen.

 

In unserem Projekt hat sich auch gezeigt, dass zwei Maßnahmen sehr wirksam sind, um diesen Problemen zu begegnen: der Bau von Trockentrenntoiletten und die Durchführung von Aufklärungsmaßnahmen zur Hygiene.

 

700 Trockentrenntoiletten mit angeschlossenem Waschraum konnten wie geplant bis zum Projektende errichtet werden. 54 weitere sind mit Hilfe des im Rahmen des Projektes eingerichteten revolvierenden Fonds mittlerweile hinzugekommen. Dieser Toilettentyp bietet viele Vorteile. Das bestätigte die Befragung im Rahmen der Evaluierung: Der Toilettentyp ist mit rund 300 Euro relativ kostengünstig, sehr stabil und Platz sparend und bietet hohen Schutz der Intimsphäre. Außerdem können die getrockneten Fäzes zu Dünger verarbeitet werden. Das spart einerseits Kosten ein und ersetzt den Kauf von teurem Kunstdünger. Andererseits schaffen sie zusätzliche Einnahmen durch den Verkauf des Düngers sowie durch höhere Ernteerträge.

 

Der im Projekt gewählte Toilettentyp hatte aber noch einen weiteren wichtigen Vorteil: Der angeschlossene Waschraum („bucket shower“) sowie die eingebaute Nische für einen kleinen Wassereimer und ein Stück Seife machen es den Menschen deutlich leichter, einer ordentlichen Körperhygiene gerecht zu werden. Förderlich für eine verbesserte Körperhygiene war auch, dass alle Nutzer der Trockentrenntoiletten im Rahmen des Projektes ein Training erhalten haben, wie sie die Toiletten ordnungsgemäß nutzen und welche Hygieneregeln sie zur Vermeidung von Krankheiten beachten sollten. Als sehr effektiv haben sich hierbei die beiden „Sanitation Teams“ erwiesen.

Grubenlatrinen, wie diese, sind in Ländern wie Malawi weit verbreitet. Sie sind hygienisch völlig unzureichend und sehr instabil.

Wie bei allen DESWOS-Projekten leisten die Familien eine hohe Eigenbeteiligung, wie hier etwa in Form von Hilfsarbeiten auf der Baustelle.

In diesen beiden Kammern werden die Fäzes getrocknet, die später zu Dünger verarbeitet werden.

Innenraum einer Trockentrenntoilette. Durch das Hinzufügen von Asche und Sand (in den beiden Säcken links) werden Gerüche gebunden und die Qualität des Komposts erhöht.

Der Waschraum („bucket shower“) mit eingebauter Nische für einen kleinen Wassereimer und ein Stück Seife erleichtert den Menschen die Körperhygiene.


Effektiver Ansatz:

Einbindung von lokal gut vernetzten Akteuren

Sowohl in Mulanje als auch in Blantyre sind im Rahmen des Projektes zwei „Sanitation Teams“ gegründet worden, beide Teams mit jeweils 16 Mitgliedern, ausschließlich Frauen und allesamt aktiv in der „Federation of the Rural and Urban Poor“, einem landesweit vertretenen Graswurzelnetzwerk von Spargruppen. 

 

Der enorme Vorteil war: Alle Frauen waren mit den lokalen Begebenheiten sehr vertraut und vor Ort bei der lokalen Bevölkerung bekannt. Dies hat die Umsetzung von Projektmaßnahmen, wie dem Bau der Trockentrenntoiletten oder die Durchführung von Aufklärungsmaßnahmen, deutlich erleichtert.

 

Zudem waren alle Frauen äußerst zuverlässig und über die ganze Projektlaufzeit sehr engagiert – und dies alles ehrenamtlich. Das Ergebnis ihres Engagements lässt sich auch in Zahlen wiedergeben:

in der Evaluierung zum Projektabschluss gaben 95 Prozent der Familien an, sich nun regelmäßig die Hände zu waschen, im Gegensatz zu 30 Prozent vor Beginn des Projekts. 

 

Dank ihrer guten lokalen Vernetzung und ihres großen Engagements tragen die Frauen der „Sanitation Teams“ ganz wesentlich zur erfolgreichen Umsetzung der Projektmaßnahmen bei.

Ein weiterer bemerkenswerter Nebeneffekt:

 

Die Frauen der „Sanitation Teams“ gaben in der Evaluierung an, dass sie durch ihre Aufgabe in der bislang eher Männer dominierten Gesellschaft in Malawi deutlich an Selbstbewusstsein gewonnen haben.

Die neue Rolle hat mich gelehrt, meine Gedanken klar zu formulieren und meine Meinung in der Öffentlichkeit zu vertreten, auch vor lokalen Persönlichkeiten.


Die positiven Effekte und die abschließende Erkenntnis des Evaluators freuen uns sehr. Gleichzeitig motivieren sie uns, die Projektarbeit mit CCODE für die benachteiligten Menschen in Malawi fortzusetzen.

Wie sich das Projekt auf das Schulleben vor allem für Mädchen ausgewirkt und ob es ferner positive Einkommenseffekte ausgelöst hat, darüber berichten wir in der nächsten Ausgabe.