Was bedeutet "Gendergerechtes Bauen"?

Die globalen Krisen und die durch den Klimawandel bedingten Wetterextreme treffen unsere Partner und die Menschen in unseren Projekten schwerer denn je. Zu unseren Zielgruppen gehören besonders benachteiligte, marginalisierte und vulnerable Menschen wie zum Beispiel Geflüchtete, Frauen, Alleinerziehende, Straßen- und Waisenkinder, Menschen mit Behinderungen oder indigene Minderheiten. 

 

Besonders betroffen sind dabei Frauen und Mädchen, die laut Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die Hälfte der Weltbevölkerung ausmachen. Sie sind es, die nach den traditionellen Rollenbildern in vielen Projektländern die alleinige Verantwortung für die Kindererziehung haben. Sie sind es, denen als maßgebliche Arbeitskräfte in der Landwirtschaft häufig die Versorgung der Familie obliegt. Sie sind es, die überproportional Opfer psychischer, physischer und sexueller Gewalt werden. Gerade ihnen fehlt jedoch der gleichberechtigte Zugang zu schulischer und beruflicher Bildung, zu Landbesitz und sozialer Absicherung. 

Diese Zusammenhänge kennen wir aus über 50 Jahren Projekterfahrung. Deshalb fördert die DESWOS in ihren Projekten schon seit vielen Jahren Frauen und Mädchen in besonderer Weise.

Feministische Entwicklungspolitik und gendergerechtes Bauen

Wir begrüßen daher die neue Strategie der Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze zur feministischen Entwicklungspolitik, mit der u. a. ungerechte Machtstrukturen verändert werden sollen. Frauen und Mädchen sollen – gleichberechtigt mit Männern – verstärkt Zugang zu Rechten erhalten, wie etwa auf Selbstbestimmung, Land- und Erbrecht, an Entscheidungsprozessen beteiligt werden und öffentliche Ämter bekleiden können.*

 

Was bedeutet „gendergerechtes Bauen“ für die DESWOS? Für uns bedeutet es, dass wir in unseren Projekten die spezifischen, kulturell geprägten Bedürfnisse von Frauen berücksichtigen und zugleich bestrebt sind, tradierte Rollenbilder von Männern und Frauen aufzubrechen.


PRAXISBEISPIELE

Bau von Trockentrenntoiletten in Malawi

Viele Menschen in unseren Projekten verfügen entweder nur über sehr unzureichende Sanitäranlagen, oder sie nutzen das „freie Feld“, um ihre Notdurft zu verrichten. Speziell für Frauen bedeutet der Gang auf das „freie Feld“ eine ungeschützte Intimsphäre und die Gefahr von Übergriffen.

In Malawi haben wir in einem vom BMZ kofinanzierten Projekt den Bau von über 700 Trockentrenntoiletten mit Waschmöglichkeit gefördert. Sie erfüllen wichtige Bedürfnisse: Sie schaffen Nähe zum Haus und damit mehr Sicherheit, bieten Intimsphäre und vor allem bessere hygienische Bedingungen.

Mädchenwohnheime in Sambia und Tansania

Der tägliche Schulweg stellt gerade heranwachsende Mädchen vor Herausforderungen. Lange Schulwege bergen häufig die Gefahr, dass Mädchen Opfer sexueller Übergriffe werden. Die Anmietung eines Zimmers in Privathaushalten in der Nähe der Schule bietet keinen sicheren Schutz. Auch dort kommt es leider zu sexuellen Übergriffen. Daraus entstehende frühe Schwangerschaften führen häufig zu einem Abbruch der Schullaufbahn. Der fehlende Schulabschluss verschlechtert die Berufschancen.

Im ländlichen Mulanga, Sambia, haben wir deshalb zwei Mädchenwohnheime mit 44 Schlafplätzen gefördert. Im Ort Kiwere, Tansania, entsteht ein Wohnheim für 56 Schülerinnen. Die Schlafsäle haben für die Mädchen einen enormen Nutzen: Sie bieten mehr Sicherheit, schaffen gute Lernbedingungen und ermöglichen vor allem eine nachweislich höhere Abschlussquote bei den Schülerinnen.

Weitere Praxisbeispiele finden Sie im DESWOS brief 2/2023

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DESWOS brief 2 2023.pdf
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*Die neue Strategie zur feministischen Entwicklungspolitik von Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze rückt die wichtige Rolle der Frauen als Wissensträgerinnen und Entscheidungsträgerinnen mehr ins Zentrum. Laut Strategiepapier sollen bis 2025 über 90 Prozent der neu zugesagten Projektmittel des Entwicklungsministeriums in Vorhaben fließen, die die Gleichstellung voranbringen.

 

Informationen zur Feministischen Entwicklungspolitik