Tag 9: Die Sisters

Was ich auf unserer Reise schon von Anfang an sehr schätzte, war die Betreuung von unseren Projektpartnern vor Ort, die ich gern als „Babybetreuung“ bezeichnete. Dadurch, dass sie mit der Kultur, den Menschen, der lokalen Sprache usw. sehr gut vertraut waren, konnten wir uns voll und ganz auf unsere Projekt- bzw. Kameraarbeit konzentrieren und ein offenes Auge für mehr Eindrücke und Details der neuen Umgebung haben. Dies ist sonst eher begrenzt möglich, wenn man immer nach Transportmöglichkeiten, Wasser, Läden oder WLan suchen muss.

In Juba kümmerte sich unser Projektpartner DMI (The Daughters of Mary Immaculate) um das Organisatorische. Sie haben ausschließlich Frauen in den eigenen Reihen, die sich „Sisters“ nennen. Direkt am Eingang zum Sisters-Hauptquartier hängt eine Tafel mit der Vision und Mission der DMI:

 

„Loving God in serving the poor to be fully Human und fully alive“

 

Kurz und bündig. Im Hauptquartier befindet sich auch das DMI-Office, das eine seltsame Mischung aus einem Flughafen-Gate und einem Wallstreet-Großraumbüro ist. Die Besucher dürfen sich direkt neben der Haustür auf die typische Flughafen-Wartebank setzen und die einzelnen Arbeitsplätze sind durch dunkelbraune 1,20-Meter hohe Holzwände voneinander getrennt. Da DMI in Indien gegründet wurde, sind die meisten Sisters auch indischer Abstammung. Das ließ, was das Menü des heutigen Abendessens anging, keinerlei Spielraum.

 

Doch zunächst stand eine Tour durch die Anlage und den Garten der Sisters auf der Agenda. Mein Eindruck, dass die Sisters bestens organisiert sind, spiegelte sich im Aufbau des Campus wider: Direkt neben dem Büro steht das Haus für Gäste, das gerade noch renoviert wird. Der Parkplatz, die Büroräume und die Schlafräume der Sisters sind durch einen zweiten Zaun geschützt und befinden sich im Inneren der Anlage. Geht man durch das Tor nach außen, sieht man Grün so weit das Auge reicht: Eine Bananenplantage, große Mais- und Bohnenfelder, Palmen, Kräuter, Papayabäume… Einige Kakteen nutzen die Sisters als Heilpflanzen, die lila Blätter einer anderen Pflanze kann man kochen und als Tee gegen Halsschmerzen trinken. Unter dem Kokosnussbaum werden die Kokosnüsse in Kisten einsortiert. Auch Zimtäpfel hängen an einem Baum, den ich so bisher noch nie gesehen hatte. Bis auf den Reis und das Fleisch kommt also so gut wie alles, was auf dem Tisch landete, aus der eigenen Produktion. 

 

Mein absolutes Highlight des Tages: Ich durfte auf den 12-Meter hohen Mangobaum hochklettern und frische Mangos für den Nachtisch besorgen. Das war ein einzigartiges Gefühl – statt mit Maske und in Winterjacke zu Edeka zu gehen, verweilt man ein paar Minuten in der Baumkrone und sucht sich reife Mangos aus. 

 

Landwirtschaft ist in Juba aber auch entwicklungs- und ernährungstechnisch ein großes Thema. Dafür organisieren die Sisters Workshops für Geflüchtete und arme Menschen, verteilen Samen und erklären, wie man mit den Pflanzen genau umgeht, welche wofür geeignet ist und wie man sie optimal zur Ernährung nutzen kann.

 

Schnell kam die Dämmerung und wir saßen wieder am Tisch der Sisters – einige Gerichte wie Reis mit Hühnerfleisch oder Fisch kannten wir schon, andere nicht. Es hat aber alles sehr gut geschmeckt. Eine Aufgabe gab es dennoch zu meistern: Wir durften nur mit den Händen essen, keine Gabel, kein Messer. Diese Vorgehensweise war überraschenderweise technisch kaum machbar: Gerade die einzelnen Reiskörner so mit der Soße zusammen zu mischen, dass daraus ein Kloß wird, den man überhaupt anheben konnte… Wie das ging, blieb mir ein Rätsel. 

Ivo Kamenov

Ivo ist begeisterter Fachmann in Bezug auf alles, das mit Social Media und Pixeln zu tun hat. So ist er im Team Presse beim GdW für den Social Media-Auftritt und die Onlinekommunikation zuständig. Er produziert Fotos, Videos und Grafiken. Bei der DESWOS unterstützt Ivo seit 2019 tatkräftig die AG Social Media in Sachen Content und Marketing.

Mit 1.000 Fragen und Ideen, seiner Kamera und DESWOS-Projektbetreuer Gregor Peter hat Ivo sich am 19. November 2021 auf die Reise zu den Hilfe zur Selbsthilfe-Projekten in Afrika gemacht.