TAG 7: 100 Meter über Kyangwali

Weil unser Partner in Uganda, Ntakamaze, aber auch Gregor unbedingt Drohnenaufnahmen im Sonnenaufgang haben wollten, durfte ich nicht zu lange schlafen. Das hat sich aber gelohnt – die Siedlung schien noch zu schlafen, man konnte auf dem Controller der Drohne kaum Menschen sehen. Für die Lokalen war es noch früh. In den Tropen geht die Sonne sehr schnell rauf und runter, man hat also einen relativ kurzen Sonnenaufgang. Dieser brachte auch unseren letzten Vormittag in Kyangwali mit sich.

 

Im Laufe des Tages konnten wir unser Videomaterial um einiges erweitern: Wir gewannen noch ein paar Stimmen dazu von Eltern und Kinder, die sich unbedingt auf den Stuhl vor der Kamera setzen wollten. Unsere tägliche Fahrt mit dem Jeep über zahllose Hügel und durch Löcher, Pfützen und Staubwolken auf der Suche nach den Geschichten der Menschen konnten wir uns auch nicht ersparen. Mir juckten schon die Finger, mich an den Schnitt der Filme zu setzen, so abwechslungsreich und ergiebig ist unser Filmmaterial. Dafür war aber jetzt nicht die richtige Zeit.

 

Denn das war vor allem ein Tag zum Fliegen: Gut, dass die Drohne, die wir gemietet hatten, mehrere Akkus hat. Denn die Propeller standen kaum still. Wir sind über 100 Meter abgehoben, um das Haus einer der Projekt-Teilnehmerinnen aus der Vogelperspektive zu sehen. Sie wohnt in einer sehr kleinen, alten Hütte. Eine Hütte ist für die Kinder. Eine Hütte für die Mutter. Dann gibt es noch einen Stall für die Hühner.

 

Kaum war die Drohne losgeflogen, schon versammelten sich die Menschen um mich herum, um zu sehen, was da los war. Um im Nu mitzukriegen, dass da was in der Luft los ist und dass ein Muzungu irgendwas Seltsames in der Gegend treibt, brauchte man weder Handy, noch E-Mail. Mund-zu-Mund-Propaganda und laute Rufe "Muzungu! Bazungu!" waren mehr als genug, um alle in einem Umkreis von 500 Metern in Kenntnis zu setzen, was gerade geschieht. 

 

Zum Abschluss dieses unglaublich bereichernden und inspirierenden Tages, hatten unser Fahrer Bujingo, Gregor und ich noch eine Sache vor: Ein letzter Flug über eine belebtere Ecke der Flüchtlingssiedlung Kyangwali. Kaum war die Drohne in der Luft, schon strömten erneut interessierte Kinder und Erwachsene über die Hauptstraße zu uns, um dem Schauspiel beizuwohnen.

Da ich mit Controller und Filmen beschäftigt war und gleichzeitig auch die Drohne im Blick behalten musste, war mir die Anzahl der Zuschauer gar nicht bewusst: Bis ich irgendwann sah, dass ich inmitten vieler Menschen stand. Langsam musste ich mir überlegen, wo ich landen soll. Und da gab es nur eine Lösung: Auf dem Dach unseres Jeeps. Zum Glück ist mir das aber sehr gut gelungen. Abgefahren!

 

Ganz sicher war das ein angemessener Abschied von Kyangwali. Ich freue mich, dass es mit den Videos und Interviews so gut geklappt hat. So viele Stimmen und Geschichten von vor Ort, mit deren Hilfe die DESWOS in Deutschland in den nächsten Wochen berichten kann!

 

Ein letztes Mal kalt duschen und in meinem kleinen Zimmer die Kameras aufladen. Denn morgen heißt es wieder: Auf zum nächsten Projekt!

Ivo Kamenov

Ivo ist begeisterter Fachmann in Bezug auf alles, das mit Social Media und Pixeln zu tun hat. So ist er im Team Presse beim GdW für den Social Media-Auftritt und die Onlinekommunikation zuständig. Er produziert Fotos, Videos und Grafiken. Bei der DESWOS unterstützt Ivo seit 2019 tatkräftig die AG Social Media in Sachen Content und Marketing.

Mit 1.000 Fragen und Ideen, seiner Kamera und DESWOS-Projektbetreuer Gregor Peter hat Ivo sich am 19. November 2021 auf die Reise zu den Hilfe zur Selbsthilfe-Projekten in Afrika gemacht.