Die erste Entscheidung im Refugee Camp in Kyangwali fiel uns leicht: Zu Fuß oder mit dem Auto zur Schule gelangen? Die Strecke von 1,6 Kilometer von unserer Unterkunft bis zur COBURWAS-Schule dauerte zu Fuß allerdings wesentlich länger als gedacht: Gerade am Anfang machten wir vor jedem Häuschen Halt, um erste Eindrücke zu sammeln, mit den Menschen zu sprechen und auch mit den Kindern vor Ort in Kontakt zu kommen.
Ich kann ganz sicher auch über den ersten Kulturschock sprechen: Die Menschen im Lager, ob klein oder groß, jung oder alt, fanden es unglaublich aufregend, den "Muzungu" auf dem schmalen Pfad durch Palmen und Bananenbäume zu begleiten und immer wieder „Muzungu! Muzungu!“ zu rufen. Dies hatte natürlich zur Folge, dass alle Einwohner, die sich noch vor uns auf der Route befanden, bereits wussten, dass der Muzungu kommt und sich der Wanderung anschließen wollten.
Dazu ein kurzer Exkurs: Muzungu (Swahili) ist im 18. Jahrhundert entstanden und war eine Bezeichnung für jemanden, der ziellos herumwandert. Heutzutage bezeichnet Muzungu Menschen mit weißer Haut. Da wir – Gregor und ich – immer zu zweit waren, wurden wir oft auch Bazungu genannt – also „mehr als ein Muzungu“.
Wir freuten uns besonders auf das erste Meeting, das ausnahmsweise nicht über Zoom stattfand, sondern live in der kleinen aber gemütlichen Bibliothek der Schule. Umso schöner war es, bei offenem Fenster im Raum zu sitzen, weil es draußen gefühlt 30 Grad hatte. Und das Ende November!
Das Projekt in Uganda, das wir besuchten, ist die Schule im Refugee Camp in Kyangwali, West-Uganda. Auf dem Schulgelände konnte die DESWOS ein Wohnheim, einen Speisesaal, Büros, Küche und einen Leseraum bauen. Auch die alten Klassenräume der Schule wurden mithilfe von DESWOS-Mitteln renoviert. Ein Riesenbeitrag also dafür, dass LehrerInnen und SchülerInnen einen deutlich besseren Zugang zu Bildung bekommen. Im Schnelldurchgang stellten sich einige SchülerInnen und die LehrerInnen der Schule in Kyangwali vor. Alles in allem war es ein sehr schüchterner Auftakt.
Am Nachmittag konnten wir ins Detail gehen und allen Beteiligten mehr über uns erzählen sowie über unser Vorhaben, morgen mehr über sie zu erfahren und sie bei laufender Kamera zu interviewen. Alle waren sehr gespannt und reagierten mit viel Lachen, aber auch etwas verlegen auf unsere Anwesenheit.
Nach diesem ersten Tag voller Eindrücke versuchte ich noch meine letzten Kräfte zu mobilisieren, um ein paar Sätze fertig zu schreiben, bevor ich mich wieder unter mein Moskitonetz verkroch. Dunkelheit herrschte über Kyangwali schon seit einigen Stunden. Mein Name ist jetzt Muzungu.
Ivo Kamenov
Ivo ist begeisterter Fachmann in Bezug auf alles, das mit Social Media und Pixeln zu tun hat. So ist er im Team Presse beim GdW für den Social Media-Auftritt und die Onlinekommunikation zuständig. Er produziert Fotos, Videos und Grafiken. Bei der DESWOS unterstützt Ivo seit 2019 tatkräftig die AG Social Media in Sachen Content und Marketing.
Mit 1.000 Fragen und Ideen, seiner Kamera und DESWOS-Projektbetreuer Gregor Peter hat Ivo sich am 19. November 2021 auf die Reise zu den Hilfe zur Selbsthilfe-Projekten in Afrika gemacht.