Normalerweise ist sie die Interviewerin, die Moderatorin und Journalistin Katie Gallus. Bei uns ist es anders herum: Wir haben Katie Gallus für Sie interviewt. GdW-Präsident und DESWOS-Verwaltungsratsvorsitzender Axel Gedaschko konnte sie als ehrenamtliche Botschafterin für die DESWOS gewinnen.
DESWOS: Liebe Frau Gallus, liebe Katie, Du hast mir erzählt, Du kommst aus dem Schwabenländle, lebst in Berlin und bist überall in der Welt unterwegs, vor allem da, wo es brennt. Wie kommst Du – mit Deinem Blick auf die Welt und ihre Probleme – gerade auf die DESWOS und Dein Engagement als Botschafterin?
KATIE GALLUS: „In meinem Job als Moderatorin liegen meine Schwerpunkte in der internationalen Zusammenarbeit und Entwicklungspolitik. Die Themen, die die DESWOS umtreiben, waren mir also schon immer ein Herzensanliegen. Als ich von
Herrn Gedaschko gefragt worden bin, ob ich es mir vorstellen könnte, mich ehrenamtlich zu engagieren, hat es vom Bauchgefühl her gepasst, weil ich in meiner Rolle als Moderatorin natürlich eine neutrale Instanz bin. Ich bin die Fragestellerin, die mit konkreteren Fragen auch gerne mal nachzwickt. Aber Partei ergreifen, darf ich in einer Debatte nicht. Darum freue ich mich umso mehr, dass ich sozusagen auch meine aktivistischen Gene und Gedanken in meine Aufgabe als Botschafterin stecken kann. Ein Zuhause zu ermöglichen, ist jedem von uns ein Anliegen."
DESWOS: Du hast Dich intensiv mit den Zielen und den Projekten der DESWOS auseinander gesetzt. Was interessiert Dich am meisten?
KATIE GALLUS: „Das Oberthema der DESWOS, wie wir so viele Menschen wie möglich dazu begeistern können, sich selbst für ein gutes Leben in der Zukunft einzusetzen. Für mich bedeutet ein gutes Leben auch ein nachhaltiges Leben, im Einklang mit der Natur. Da sehe ich die DESWOS, die auch nachhaltige Konzepte verfolgt, die auch innovative Projekte verfolgt. Das finde ich spannend und freue mich sehr, wenn man da neue Projekte, begeistert
und mutig, einfach ausprobiert. Ich bin sehr gespannt, was dazu in Zukunft passiert und freue mich auf neue Projekte."
DESWOS: Was sind Deine Ziele? Wie stellst Du Dir die Tätigkeit als Botschafterin der DESWOS vor?
KATIE GALLUS: "Ich glaube, das Schöne an der Rolle der Botschafterin ist, dass es keine Definition dafür gibt. Das liegt mir sehr, weil ich mich als Freigeist ungern in feste Formen packen lassen möchte, die dann gebacken werden und dann das rauskommt, was man erwartet.
Meine Ziele sind auf jeden Fall, dass ich meine Stärken als Journalistin dazu nutze, dass die Themen und die Tätigkeiten der DESWOS mehr Licht bekommen. Ich freue mich, dass ich nicht einfach nur die Botschafterin mit einem schönen Foto auf einem Papier bin, die viele Interviews führt, die auch im Magazin zu sehen ist. Das ist zweitrangig für mich. Für mich sind Begegnungen wichtig, mit den Menschen im DESWOS-Büro, die hier die Projekte steuern. Aber vor allem finde ich spannend, was die Menschen umtreibt, vor Ort diese Projekte zu stemmen.“
DESWOS: Du bist viel in der Welt herum gekommen, auch in Ländern des globalen Südens und gehst dorthin, wo Touristen nicht hingehen. Ich nehme an, Du kennst die vielen Facetten von Armut? Worin siehst Du die größten Herausforderungen bei der Armutsbekämpfung?
KATIE GALLUS: „In Ländern des globalen Südens hat Armut natürlich ganz unterschiedliche Parameter und Charakteristika. Es ist nicht nur einfach so, dass das Geld fehlt. Sondern es ist ein
mangelnder Zugang zu Bildung, mangelnder Zugang zu Infrastruktur. Und damit ist nicht nur die Straße gemeint. Sondern zum Beispiel auch der Zugang zu Hygiene. Und dann ist die Armut auch meistens weiblich. Armut ist oft an patriarchalische
Strukturen gekettet, wie ich finde. Frauen bekommen vor allem im globalen Süden nicht die Unterstützung, um aus dieser Armutsfalle herauszukommen. Ich glaube, das sind mehrere Kreise, die ineinander greifen und das sind alles Herausforderungen. Man kann Armut nicht eindimensional bekämpfen.
Wir stehen vor allem im globalen Süden vor der Frage, was hält eigentlich eine Gesellschaft noch zusammen? Was ist der Klebstoff in einer Gesellschaft? Wenn die Armut wächst, dann kommt natürlich auch der Unterschied zwischen Arm und Reich stark zum Vorschein. Zwischen den sozialen Schichten brechen Gräben auf. Am Ende entsteht ein Zustand, der Krieg hervorrufen kann. Armutsbekämpfung ist immer auch Friedenspolitik.“
DESWOS: Was sind Deine nächsten Reisepläne?
KATIE GALLUS: „Meine nächsten Reisepläne führen mich ans Horn von Afrika. Ich werde dort mehrere Wochen verbringen und als Auslandsreporterin von dort berichten. Dieser Raum ist für die politische Stabilität in der Region und überhaupt für Afrika ein spannendes Feld, momentan auch mit den Unruhen im nördlichen Äthiopien.
Ich freue mich, wenn ich bei einer der nächsten Reisen mehr über den Südsudan erfahren werde und das mit Besuchen der DESWOS-Projekte verbinden kann. Dort geht es um Wohnhäuser in Juba. Ich glaube, der Hausbau gibt den Menschen vor Ort ganz viel Hoffnung. Ich freue mich, nach dem Besuch den DESWOS-Mitgliedern meine persönlichen Eindrücke zu schildern. Zu berichten, was die Menschen mir erzählen, was sie umtreibt
und was das Projekt für sie persönlich bedeutet. Solche Projekte brauchen Unterstützung für ein gutes Fundament. Je mehr Geld in der Tasche, desto mehr Fundamente aus Beton und aus Hoffnung kann man bauen."